24.01.2023
Géraldine Frey ist zuversichtlich für 2023
Die letztjährige Hallen-WM, WM und EM-Starterin nahm sich Zeit für ein Interview. Was ihr Highligt 2022 war und weshalb sie in diesem Jahr ihre Form möglichst lange halten will erfahrt ihr im Interview.
Der erste Monat des neuen Jahres ist zwar schon fast vorbei, nicht desto trotz möchten wir noch kurz auf das vergangene Jahr zurückblicken: Hallen-WM, Outdoor-WM und Europameisterschaften. An allen Grossanlässen warst du mit dabei. Was war für dich persönlich das Highlight des letzten Jahres?
Hmm, das ist schwierig zu sagen. Die Weltmeisterschaft war speziell, weil es eine WM ist und alle Stars vor Ort sind und es im letzten Jahr der wichtigste Wettkampf war. Bezüglich Stimmung und Ambiente war die Europameisterschaft in München das Highlight. Die Hallen WM bleibt mir in bester Erinnerung, weil ich dort meine Erwartungen übertreffen konnte.
Und welche Leistung im vergangenen Jahr ist für die die Wertvollste?
Da würde ich wahrscheinlich sagen, dass es die 60m Indoor an der Hallen-WM ist. Da habe ich den Final nur um eine Hundertstel verpasst. Die 7.11s aus dem Vorlauf sind auch punktemässig das beste Resultat.
Nach einer ereignisreichen Saison hattest du dir ein paar Wochen «Off-Season» verdient. Wie sah diese Zeit bei dir aus?
Ich ging mit meinem Freund rund 1.5 Woche nach Italien in die Ferien um abzuschalten. Danach war ich schon bald wieder in der Schweiz, da das Studium weitergeht. Trainiert habe ich jedoch nicht bis anfangs Oktober. Ich habe während dem Bachelorstudium, welches ich vor 1.5 Jahren abgeschlossen habe, den Fokus auf das Studium gelegt. Im Masterstudium liegt der Fokus auf dem Sport, weshalb ich genug Zeit habe, um mich zu erholen.
Seit der letzten Saison hat sich bei dir einiges verändert. Du hast mit Bossard und AMAG zwei gross namhafte Sponsoren an Board. Was verändert sich für dich dadurch?
Es eröffnet mir mehr Spielraum. Ich kann noch mehr in den Sport investieren und bezüglich regenerativer Massnahmen muss ich mir das Investment oftmals nicht zwei Mal überlegen. Die Sponsoren sind bis Sommer 2024 an Bord. Das gibt eine gewisse Sicherheit. Ich versuche mich jetzt jedoch auch nicht nun unter noch mehr Leistungsdruck zu setzen. Weitere grosszügige Unterstützung erhalte ich vom LK Zug, LK Zug 100er Klub und der Sporthilfe. Ohne diese Unterstützer wäre es nicht möglich.
Du kommst gerade aus einem längeren Trainingslager aus Südafrika zurück. Wie war es? Konntest du gut trainieren? Weisst du in etwa wo du stehst?
Wir hatten Glück mit dem Wetter und es herrschten gute Trainingsbedingungen. Die Trainings verliefen sehr gut. Ein paar Tage musste ich den Trainingsumfang reduzieren aufgrund Irritationen im Hamstring. Die Zeiten in den Trainings waren vielversprechend, was mich zuversichtlich für die kommende Hallen- und Outdoorsaison macht.
Habt ihr im Trainingsinhalt, Trainingsumfeld etwas verändert?
Da es im letzten Jahr so gut geklappt hat, haben wir keine grossen Änderungen vorgenommen. Nach wie vor werde ich von Rita und Lucio betreut. Rita ist meine Hauptansprechperson in der Schweiz, mit Lucio trainiere ich vor allem in dem Trainingslager. Im Frühling geht es vielleicht wieder mit ihm ein paar Tage nach Italien.
Wie sieht aktuell deine Trainingswoche aus?
Dieser Winter ist mein erster in welchem ich keine Prüfungen habe. Entsprechend koordiniere ich und meine Kolleginnen (Lena Weiss, Kim Flattich) aus der Trainingsgruppe kurzfristig mit Rita Trainingsort und Zeitpunkt vereinbaren.
Am vergangenen Samstag bist du in die Saison gestartet. Wie zufrieden bist du mit deinen Leistungen?
Ist mal ein Einstieg, aber so richtig zufrieden bin ich damit natürlich nicht. Ich habe gespürt, dass mir ein wenig die Spannung fehlt. Gross verunsichern tut mich das jedoch nicht. Am Freitag 27. Januar geht es in Karlsruhe weiter (am Start: Kambundji, Jason Joseph). Am 8. Februar in Torun und danach die SM in St. Gallen am 18/19. Februar.
Nach einer vollgepackten Saison 2022 scheint die Saison 2023 eine weniger intensivere zu werden. Wie sieht deine Planung fürs Jahr 2023 aus? Was sind deine Ziele?
Für die Outdoorsaison gibt es noch keine Detailplanung. Grosses Ziel in diesem Jahr ist für mich sicher die WM in Budapest. Des Weiteren versuche ich die Form danach möglichst lange zu halten, denn bei gewissen Meetings Ende Saison kann man bereits erste Punkte sammeln für die olympischen Spiele 2024. Das Ziel ist es dann gute Punkte zu holen und so ein wenig Vorarbeit zu leisten.
Im Staffelprojekt von Swiss Athletics hat sich der verantwortliche Trainer zurückgezogen. Gibt es hier bereits erste Lösungen?
Leider haben wir hierzu aktuell keine weiteren Informationen. Aber die Staffel ist mir nach wie vor sehr wichtig. Mit den anderen Staffelläuferinnen gibt es einen sporadischen Austausch. Aufgrund der Absage der World Relays sollten wir direkt für Budapest qualifiziert sein. Dies zeigt eigentlich auch die Wichtigkeit der Staffel.
Was wirst du in diesem und im nächsten Jahr verändern, damit du die Qualifikation für die olympischen Spiele schaffst?
Das letzte Jahr hat gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. In gewissen Bereichen sind wir schon ein wenig am Ausprobieren. Die Frage ist dann halt immer wie ich auf diese neuen Reize reagieren. Es laufen hier unter anderem auch kleine Projekte mit der ETH oder beispielsweise versuchen wir Gewichtswesen einzusetzen, um die Bodenkontakte zu verbessern. Im Kraftbereich konnte ich mich im Vergleich zum letzten Jahr nochmals steigern. Ziel ist es in dieser Saison genügend Erfahrungen zu sammeln, damit wir das optimale Setup für die nächste kennen.
Du hast es in einer Weltsportart an die nationale und an die erweiterte internationale Spitze geschafft. Was muss sich deiner Meinung nach ändern, damit der LK Zug und die Schweizer mehr Sportlerinnen von deinem Format herausbringen kann? Was für Rahmenbedingungen können besser sein?
Da gibt es verschiedene Faktoren. Im Leistungssportbereich macht die Infrastruktur einen grossen Unterschied aus. Wenn man in Sprint um Hundertstel kämpft, dann macht es einen Unterschied, ob man im Winter in einem grosszügigen Laufkanal trainiert oder man die Trainings draussen bei Temperaturen um null Grad machen muss. In diesem Zusammenhang hoffe und glaube ich, dass das Projekt in der Stadt Zug in die richtige Richtung geht. Eher allgemein erachte ich es als wichtig, dass man im Nachwuchs gute Gruppengefüge schafft. Eine harmonierende Truppe, welche Spass hat und Interesse an der Leichtathletik entwickelt ist die wohl beste Grundlage.